Was
ist Schamanismus?
Altes Wissen
um die Heilung geht von der Einheit von Körper und Seele
aus. Mit Schamanismus verbinden wir eines der ältesten bekannten
Heilsysteme. Der Begriff Schamanismus stammt im Übrigen
aus dem nordchinesischen bzw. ostsibirischen Sprachraum und bezeichnet
die Arbeit mit Hitze und Feuer, im weiteren Sinne ist damit die
Umwandlung von Energie gemeint. Feuer ist ja nicht nur eine Kraft,
sondern eine Energieform, die die Kraft der Transformation in
sich trägt.
Die
im Schamanismus praktizierten Rituale und Prozeduren beruhen
auf den Erfahrungen zahlloser Generationen. Schamanen suchen Wege,
die in der Natur selbst ruhenden Heilkräfte zur Genesung
von Krankheiten, zur Stärkung der Selbstheilungskräfte
und der seelischen wie körperlichen Verfassung einzusetzen.
Dabei zielt der Schamane immer auf die Ausbalancierung der inneren
wie der äußeren Potentiale und Kräfte.
Physische
Materie ist nicht starr und stofflich fest, sondern besteht aus
der Bewegung von Atomen und Molekülen, einer Hülle von
negativ geladenen Elektronen um einen Kern aus positiv geladenen
Protonen und neutralen Neutronen. Folgen wir dem früheren
Leiter des Max-Planck-Instituts für Physik, Hans-Peter Dürr,
gibt es Materie im Grunde gar nicht, sondern nur Geist, ein
Beziehungsgefüge, ständigen Wandel, Lebendigkeit. (
)
Primär existiert nur Zusammenhang, das Verbindende ohne materielle
Grundlage (
) Materie und Energie treten erst sekundär
in Erscheinung gewissermaßen als geronnener, erstarrter
Geist. (Quelle: Interview mit H.-P. Dürr in: P.M. Magazin
05/2007).
Durch ihre
spezifischen individuellen Begabungen und Fähigkeiten sind
Schamanen anders als die meisten Menschen in der Lage, derartige
Vernetzungen und Verkettungen zu registrieren. Und damit erweitern
sie ihr Bewusstsein auf nichtphysische Welten und Dimensionen,
die die meisten Menschen in der Fixierung auf die materielle Grundlage
nicht wahrnehmen.
Der Schamane
sieht es nun als eine seiner Aufgaben an, den Menschen mit seiner
Natur und seinem Lebensumfeld zu harmonisieren, in Gleichklang
zu bringen. Im Wesentlichen geht es um die Ganzheit des einzelnen
Menschen mit seiner geistigen und seelischen Natur. Befinden sich
Körper, Seele und Geist in Übereinstimmung herrscht
Gleichgewicht, fühlen wir uns wohl. In der Krankheit ist
dieses Gleichgewicht gestört.
Das Ungleichgewicht
und seine Ursachen zu erkennen und damit die Ursachen einer Erkrankung
und Disharmonie zu beseitigen, ist die eigentliche Aufgabe des
Schamanen. Dabei unterstützt er den Erkrankten bei der Wiederherstellung
des verlorenen Gleichgewichts und aktiviert dessen eigene Selbstheilungskräfte.
Um Antworten
oder Lösungen für ein Problem zu finden, begibt sich
der Schamane in einen anderen, erweiterten Bewusstseinszustand.
Seine Wahrnehmung ist so sensibilisiert und trainiert, dass er
häufig in Trance weiterführende Informationen
erhält. Dabei benutzt er als Hilfsmittel sogenannte Kraftgegenstände
und Symbole.
Eines der
wichtigsten Hilfsmittel ist die schamanische Trommel, die hilft,
in diesen erweiterten Bewusstseinszustand zu gelangen. Versuche
und Messungen haben gezeigt, dass im schamanischen Ritual verbunden
mit monotonem Trommelschlag die Hirnströme in den sogenannten
Tetrarhythmus verschoben werden, einen traumähnlichen Zustand.
Dabei werden in der Phantasie kraftvolle und emotionale Bilder
erzeugt, die sich positiv auf Körper und Seele auswirken.
So werden
die in einem Menschen schlummernden alten (negativen) Bilder der
Vergangenheit mit einem neuen Gefühl, einer neuen Perspektive
verbunden und so im Gehirn eine heilende Spur gelegt.
Denn die Fähigkeit, Gesundheit wiederzugewinnen, trägt
jeder Mensch in sich, aber der Weg zur Gesundung kann durch Gedanken
und Vorstellungen blockiert sein.
Schon 1980
hat die WHO (Weltgesundheitsorganisation) erklärt, dass dem
Schamanismus/ der Ethnomedizin die gleiche Bedeutung zukomme wie
der westlichen Medizin. Wie der Wissenschaftsjournalist Joachim
Faulstich herausfand, gewinnt letzten Endes die Medizin, die Kunst
der Heilung, wenn sie technischen Fortschritt mit Empathie und
altes Wissen mit neuen Erkenntnissen verbindet (Rätselhafte
Heilung Wunder an den Grenzen der Medizin. Ein Film von
Joachim Faulstich, ARD 2006/2007). Sich uraltem Wissen zu öffnen,
kann demnach die moderne Medizin grundlegend ergänzen. Und
sich der Kraft des Geistes und der Seele, den Möglichkeiten
verschiedener Bewusstseinszustände (Trance, Hypnose) gewahr
zu sein, kann der entscheidende Schritt auf dem Weg zur Heilung
sein.
Bei alldem
geht es nie darum, die Leistungen und Fortschritte der modernen
klassischen Medizin zu negieren und geistheilende,
auf der Ebene des Bewußten und Unbewußen ansetzende
Verfahren als einzig erfolgversprechende Alternative dagegenzustellen.
Es geht bei allen Bemühungen Gesundheit wiederherzustellen
und zu erhalten aber immer um die Gesamtheit von Körper,
Geist und Seele. Um die Offenheit also, die Ursachen (und nicht
nur die Symptome) von Krankeiten bzw. Disharmonien mit allen nützlichen,
ethisch verantwortbaren und bewährten Methoden zu beseitigen.
Jeder
Mensch trägt zwei Persönlichkeiten in sich. Die eine
spricht mit der Stimme der Vernunft, die andere mit der des Gefühls.
Die Vertreterin der Vernunft wird nicht müde zu erklären,
dass sie nur zu glauben bereit ist, was sie selbst gesehen hat.
Die Vertreterin des Gefühls ist zu größerem Risiko
bereit: Sie glaubt an das, was mit ihr selbst in Einklang steht,
selbst dann, wenn alles Sichtbare dagegenzusprechen schein.
(Joachim Faulstich, Das Geheimnis der Heilung, München 2012,
S. 9)
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